Wie du vielleicht doch noch die Welt retten kannst – falls du magst.
Mache ich dir Angst? Keine Ursache. Auch wenn Klaus Schwab und Thierry Malleret sicher nicht beabsichtigt hatten, Menschen zu übervorteilen oder deren Menschenrechte einzuschränken, konnten sie nicht verhindern, entsprechend missverstanden zu werden. Ich möchte es behutsamer angehen und dennoch klarmachen: Wenn wir so weiter machen wie bisher, dann wird’s nicht besser.
Nun aber der Reihe nach: Wir leben in einer Welt, die wir selbst gemacht haben. Freilich, einige haben einen größeren Anteil, andere einen kleineren. Wer der deutschen Sprache mächtig ist, darf sich auf jeden Fall angesprochen fühlen. Und diese Welt, von der ich rede, kann man VUCA-Welt nennen.
Ich finde, es ist doch eine gute Nachricht, zu wissen, wir sind nicht ohnmächtig in diese Sache hineingeschlittert. Wir bezahlen einen Preis für Lebens-Komfort, Verbrauch, die Behandlung wirtschaftlich zu verwertender Tiere und die Entsorgung von allem, was wir nicht mehr brauchen. Und weil der Marktpreis bisher kleiner sein konnte als die Kosten, die dies alles tatsächlich verursacht, haben wir es nicht bemerkt. Das ist menschlich. Ich korrigiere: Immer mehr Menschen merken es schon: Entweder werden sie von Wissenschaftlern darauf hingewiesen, spüren es als spirituell empfindsame Tiefenökologen oder – die meisten von uns – kämpfen mit kognitiver und körperlich-psychischer Dissonanz, denn nicht nur Scheiden und Lügen, sondern auch Leugnen tut weh. Ich bin ganz frei der Schuldzuweisung, denn auch das ist menschlich. Wir bezahlen das Delta zwischen Wirkungs- und Verantwortungskreis mit Unzufriedenheit, Unausgeglichenheit und Sinnkrisen. Das unterscheidet uns von wildlebenden Tieren.
Krisen werden uns weiterhin heimsuchen, solange in Summe und Durchschnitt-pro-Person das Delta zwischen Wirkungs- und Verantwortungskreis weiter zunimmt. Finanz-, Migration-, Demokratie- und Pandemiekrisen – es kommt sicher noch mehr, nicht dass ich’s mir wünsche, aber so wie wir weitermachen, kann ich’s nicht ausschließen. Und nein, liebe multiplen Leugner, solche Krisen werden nicht von einer globalistischen Clique gemacht, es sei denn wir beziehen uns Bewohner der westlichen Wohlstandsnationen in diese Clique mit ein, dann wird ein Schuh d’raus.
Die gute Nachricht ist einfach: Verringere dein individuelles Delta zwischen beiden Kreisen und unterstütze Unternehmen wie Politiker darin, dir und den Rest der Gesellschaft dabei zu helfen, es dir nachzutun.
Ja, auch ich finde das Wort Reset heikel. Selbst wenn es nur (wie im deutschen Buchtitel) als Umbruch und nicht als Neustart übersetzt wird, schürt das Wort Ängste, Menschen müssten vieles, mit dem sie sich identifizieren, aufgeben. Was Schwab und Malleret meinen, ist in der Tat ein Umlenken Richtung verantwortungsbewusster Nachhaltigkeit. Das Bild, wir müssten als Menschheitszivilisation in die Geschichte zurückgehen und dort, wo wir falsch abgebogen seien, den anderen Weg der Gabelung nehmen, ist irreführend. Es gibt kein Zurück. Es gibt auch keinen Stillstand. Es gibt nur ein Vorwärts. Dass die Richtung Mehr vom Selben keine Option ist, sollte jedoch klargeworden sein. Die folgende Grafik veranschaulicht, dass dieses Vorwärts keineswegs ein Abwärts sein muss, sondern wünschenswerterweise ein Aufwärts: ein Aufwärts von Lebensqualität, Freiheit und spiritueller Entfaltung.
Die Farben bezeichnen die Memes der Spiral Dynamics. Spätestens mit der Dominanz des roten Memes begann das Auseinanderdriften von Wirkungs- und Verantwortungskreis. Zivilisationsgeschichtlich ging dies einher mit der neolithischen Revolution und der Ausbreitung patriarchaler Gemeinschafts- und später Gesellschaftsformen. Seinen kulturellen Zenit hatte dieser Prozess mit Erwachen des grünen Memes bereits überschritten.
Kommentar schreiben