Rückkehr und Überwindung der Breitbratzigkeit

Ein zwar nicht politisch, dafür jedoch inhaltlich völlig korrekter Text.

AI generiert Mann fett @Frank_Rietsch

Breitbratzigkeit greift sich jüngst immer mehr Raum: Donald Trump ist wieder und vermutlich auf ewig Präsident der Vereinigten Staaten von Amerika. Sein Vize Vance wird für seine „klaren Ansagen“ gefeiert. Putin macht einen Punkt nach dem anderen. Auf LinkedIn wettert ein Kapitalberater „Wir haben euer eins so satt.“ Mein Wahlkreis entsendet einen AfD-Kandidaten in den Bundestag, der auftritt, als sage er gleich „Ich mach das ganze linksgrünwoke Ungeziefer platt wie einen Ozean aus Flundern“. Am Eingang zum Hausarzt werfen Patienten ihre Zigarettenkippen in die Blumenbeete, die Tesla-Angestellten vergraben sie am Badestrand zusammen mit dem kaputten Spielzeug und der alten Badehose vom Sohnemann, während ihr oberster Boss auf der Bühne mit der Kettensäge herumfuchtelt und dabei Grimassen zieht, als wolle er nicht erst den Mars besiedeln, sondern wäre deren hässlichster Ureinwohner. Derweil widmet Wolfgang Kubicki in seiner Stammkneipe allen anwesenden Spacken einen Trinkspruch. An der Autobahnraststätte sieht man den Rasen kaum mehr vor lauter Fastfood-Hinterlassenschaften, Aldi-Tüten und von den Schildern gerissener Aufkleber der SG Dynamo Dresden.

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Ist das Ende differenzierender Feinfühligkeit und selbstkritischer Reflexion angebrochen? Wenn Menschen den Glauben an eine bessere Zukunft verlieren, wenn sie fühlen, sie wären benachteiligt, dann fallen zuerst Männer, danach Kinder und schlussendlich Frauen, als erstes bildungsferne Unterschichten, dann verkommener Adel und zuletzt das gute alte einst konservative, bald hedonistisch-libertäre Bürgertum der Breitbratzigkeit anheim, der ungezügelten Ausweitung des Wirkungskreises bei gleichzeitiger Verkleinerung des Verantwortungskreises. Dann setzt sich ein Teufelskreis in Gang. „Wenn der seinen Müll hier fallen lässt, bin ich doch nicht der Idiot, der den Umweg zum Abfalleimer geht.“ Dann sieht hier es eben nicht mehr aus wie in der Schweiz, sondern wie in Rumänien. Das undankbare zweibeinige Tier (Dostojewski) erhöht fortwährend seine Forderungen an die Mitwelt, während es gleichsam immer weniger zu geben bereit ist. In solchen Umfeldern gedeihen Misstrauen, Rücksichtslosigkeit, Kriminalität, steigt die Anfälligkeit für Krankheiten, sinken wirtschaftliche Produktivität und Steuereinnahmen, gehen immer weniger wohlmeinende, dafür immer mehr zwielichtige Gestalten in die Politik. Steht die Sonne tief am Himmel, werfen selbst Zwerge lange Schatten.

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Es gibt einen Ausweg. Das Umsichgreifen der Breitbratzen kann und muss gestoppt und zurückgedrängt werden. Wer die Dynamik durchschaut hat, versteht, dass wir Menschen nur dann im Wettbewerb zueinanderstehen, wenn wir der Kleinheit, der Angst, der Missgunst, dem Hass in uns Futter geben. Die Größe in uns gebietet, auch im Anderen Größe zu fördern, Möglichkeitsräume im gemeinsamen Handeln zu erweitern. In dieser Größe liegt die Chance, die Richtung des Kraftfeldes im alles Lebendige verschlingenden Strudel der um sich greifenden Breitbratzigkeit umzukehren und unsere Mitmenschen dazu zu inspirieren, ihre selbstzerstörerischen Handlungen zu unterlassen, zu erkennen, dass Breitbratzigkeit pubertäre Blindheit ist gegenüber der Wahrheit der Verbundenheit zu unseren Mitmenschen, zu allen anderen Lebewesen, zur Schöpfung. Wir müssen nicht warten, bis Elon Musk, Peter Thiel und Jeff Bezos erkennen, dass es nicht darum geht, die letzten Überlebenen auf der Erde oder auf dem Mars zu sein. Die Welt braucht Weisheit statt Trumpismus, braucht Unternehmer mit Sinn für Spiritualität statt Oligarchen mit narzistischer Persönlichkeitsstörung, braucht Politiker, die Probleme im Einklang mit den Betroffenen lösen, statt Politiker, die davon lediglich bei jeder Gelegenheit rhetorisch brillant demagogisieren.

 

Breitbratzigkeit macht alles platt. Doch will niemand auf einer asphaltierten Flacherde leben.

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